Terminator & Co. - Ihr seid zu alt für diesen Scheiß

20.07.2015 - 08:53 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Auch Terminatoren altern. Leider nicht alle in Würde.
flickr.com / Dick Thomas Johnson, Laura D’Alessandro, McArthurGlen Designer Outlets, Patrick Müller (CC BY 2.0)
Auch Terminatoren altern. Leider nicht alle in Würde.
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Alte Männer schleifen sich durch Actionfilme. Alte Frauen gibt es im Film fast gar nicht. Was hat Hollywood eigentlich für ein Problem mit alten Menschen?

Terminator 5: Genisys, das muss man dem Film lassen, ist wirklich feinstes geriatrisches Actionkino. Da stampft ein 68-jähriger Arnold Schwarzenegger durch den Film, ballert auf Sachen und repliziert seine Rolle von vor 30 Jahren, „I’ll be back“ und andere Kultigkeiten inklusive. Nur eben jetzt mit Arthritis in den Metallknochen, Zähnen, die er abends herausnehmen kann und einer Haut, die über dem porösen T-800 Skelett vor sich hin runzelt wie eine alte, gekochte Kartoffel. „Alt, aber nicht obsolet“ muss er dann gleich mehrmals sagen und damit betonen, dass er und alle anderen Beteiligten wissen, aber geflissentlich ignorieren, dass das hier ein eigenartiger Augenblick ist, der irgendwo zwischen nostalgischem Nicht-Loslassen-Können und pre-mortem Kultfiguren-Fledderei oszilliert. Man möchte mit Danny Glover aus Lethal Weapon antworten: „Du bist zu alt für diesen Scheiß!“

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Leider kann man den in diesem Falle aber nicht wirklich zitieren, denn Glover macht genau das Gleiche. Mit seinen 69 Jahren haut er, zusammen mit Danny Trejo (71), Leuten in Bad Ass 3 aufs Maul. Eigentlich könnte er auch gleich ein Lethal Weapon - Zwei stahlharte Profis-Remake machen, aber Mel Gibson (mit 59 Jahren quasi ein Jungspund im geriatrischen Actionkino) ist ja mit den The Expendables beschäftigt. Zusammen mit der ganzen restlichen Meute viel zu alter Actionhelden.

Wirklich, ich will diese Schauspieler nicht in diesen Rollen sehen. Weil es wahnsinnig langweilig ist, diese alten Filme aus den 1980er/1990er Jahren immer und immer wieder aufzukochen. Denn diese Aufgüsse haben nichts mehr vom damaligen Geschmack, sondern nur noch die verschrumpelte Form in einer leeren popkulturellen Hülle. „Hasta la vista, baby“ und Co. machen noch lange keinen Inhalt. Und dass die Terminator-Filme ursprünglich einen sehr existenzialistischen und kriegskritischen Inhalt hatten, den man durchaus ins Jahr 2015 transportieren und updaten könnte — geschenkt. Es reicht, wenn Arnie durchs Bild stampft.

Aber ich will das auch nicht mehr sehen, weil es einfach fremdschämig und traurig ist, diesem Elend zuzuschauen. Da hilft auch absolut nicht, dass alle Filme dieser Art versuchen, das Grauen mit auf das Altersproblem ansprechenden Witzen ironisch zu brechen. Denn diese Selbstironie ist das Vehikel, auf dem diese popkulturell durchgemangelten Filme dann ganz ernst gemeint Männer in ihren 60ern und 70ern eines der ältesten maskulinen Stereotype replizieren lassen: per Kraft ihrer Körper sollen sie Helden sein. Und natürlich Liebhaber, aber dazu komme ich später. Dieses System ist derzeit im Film gern genutzt und geht weit über das Action-Kino hinaus. Hier wird es aber am offensichtlichsten, weil sich an den alten Körpern am besten die Diskrepanzen zu ihren filmischen Aktionen ablesen lassen.

Außerhalb dieses Genres wiederum sind wir es so gewohnt alte Männer in Rollen zu sehen, in denen wir eigentlich viel jüngere erwarten würden, dass wir es nicht einmal mehr bemerken. Das war schon zu Humphrey Bogarts Zeiten so, das haben wir in den Bond-Filmen vor Daniel Craig in aller Ruhe mit angeschaut, das ist quasi die Grundprämisse in den meisten romantischen Filmen und Woody Allens Werke beruhen ja ehrlich gesagt zu großen Teilen auf nicht mehr als diesem Prinzip. Und natürlich gehört hier noch etwas anderes dazu, denn so ein Mann ist nicht allein. Der braucht ja was zum Beschützen. Oder Vögeln. Am besten beides. Und so gehört zu Bogart eben die Bacall (er in seinen 50ern, sie 19 Jahre alt), zu den Bonds eine oder mehrere, bedeutend jüngere und über die Jahrzehnte sogar immer jünger werdende Bond-Babes, und im letzten Woody Allen-Film macht Colin Firth (55) mit Emma Stone (27) rum. Und wenn einer Frau wie Maggie Gyllenhaal (37) gesagt wird, sie sei zu alt, um die Liebhaberin eines Endfünfzigers zu spielen, ist das völlig akzeptabel innerhalb des Filmsystems.

Denn bei Schauspielerinnen läuft das Ganze ja ein bisschen anders. Da gibt es eine ausgeklügelte Formel, die bestimmt, wie lang ihr Haltbarkeitsdatum ist. Ich nenne das jetzt mal ganz polemisch den "Fickbarkeitsindex".

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