Achtung Berlin - Frauen erobern Dokumentarfilm

25.04.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Alles was wir wollen - aber was wollen wir eigentlich?
Beatrice Möller
Alles was wir wollen - aber was wollen wir eigentlich?
1
11
Auf dem Achtung Berlin Festival habe ich mich anhand der vorgestellten Filme insbesondere mit der Frage auseinandergesetzt, ob es Frauen denn wirklich immer so viel schwerer haben und bin zu überraschenden Erkenntnissen gelangt.

Mit Achtung Berlin habe ich mal wieder ein kleineres Festival besucht und mich erneut vor allem mit der Repräsentation der Frauen vor und hinter der Kamera beschäftigt. Dabei hatte ich dieses Mal sogar die Ehre eine der Filmemacherinnen zu Interviewen. Beatrice Möller hat nicht nur von ihrem Film Alles was wir wollen erzählt, sondern mir auch ein Stück weit meine feministische Brille abgenommen.

Meine Versöhnung mit Nora Tschirner
Es ist leider nicht möglich, hier auf alle Filme einzugehen, die mich im Laufe des Festivals berührt, fasziniert und begeistert haben. Einige möchte ich dennoch erwähnen. Nico Sommers Spielfilm Silvi ist das deutsche Pendant zu meinem Berlinale-Liebling Gloria , weil auch hier eine Frau um die 50 als sexuelles Wesen im Mittelpunkt steht und sich nach dem traurigen Ende ihrer Ehe mit großem Mut in ein neues Leben stürzt. Stark berührt hat mich auch Biene Pilavci mit ihrem sehr persönlichen Dokumentarfilm Alleine Tanzen, in dem sie ihre eigene von Gewalt geprägte Familiengeschichte aufarbeitet. Vollkommen überraschend konnte Nora Tschirner meinen Respekt zurückgewinnen. Nachdem ich von ihrem letzten Leinwandauftritt ja stark enttäuscht gewesen war, sah ich ihrem Regiedebut mit großer Skepsis entgegen. Doch Waiting Area, eine Doku über die schwierige Situation schwangerer Frauen in Äthiopien, hat mir gerade deshalb so gut gefallen, weil Nora Tschirner hier gänzlich auf ihren Promi-Bonus verzichtet, um sich mit Co-Regisseurin Nathalie Beer ganz den beeindruckenden Protagonistinnen zu widmen.

Alles was wir wollen – ein Film über mich?
Es mag an der Nähe zu meiner eigenen Lebenssituation liegen, dass mich letztendlich ein viel „alltäglicherer“ Film am stärksten und vor allem nachhaltig beeindruckt hat. In Alles was wir wollen begleitet die Regisseurin Beatrice Möller drei Frauen um die 30 über einen Zeitraum von vier Jahren und beobachtet, wie sie sich auf unterschiedliche Weise mit den Herausforderungen dieser Lebensphase auseinandersetzen. Sie jonglieren mit den zahlreichen Alternativen, aus denen sie als Frau in der heutigen Zeit wählen können, wirken dabei jedoch eher überfordert als glücklich. Ist es wirklich ein Segen, dass uns heute alle Türen offenstehen? Welcher Teil unserer Vorstellungen entspringt unseren eigenen Wünschen und Träumen und inwiefern fühlen wir uns vielleicht doch von gesellschaftlichen Konventionen unter Druck gesetzt? Mit den Müttern der Protagonistinnen kommt auch die vorhergehende Frauengeneration zu Wort und es wird deutlich: Emanzipation macht die Dinge nicht immer leichter, sondern manchmal auch komplizierter. Damit traf Alles was wir wollen bei mir einen Nerv und ich beschloss, dass ich die Frau hinter diesem Film unbedingt kennenlernen wollte.

In Cannes ist im diesjährigen Wettbewerb mit Valeria Bruni Tedeschi nur eine einzige Frau vertreten. Kurze Denkpause. Lasst das einmal kurz sacken. Beim Achtung Berlin Festival sieht es ähnlich aus. Auch hier findet sich in der Kategorie Spielfilm das bekannte Geschlechterungleichgewicht mit einem Männer-Frauen-Verhältnis von 8:2. Als ich mich mit Beatrice Möller zum Interview traf, ging ich daher davon aus, dass die Filmemacherin mir darüber berichten würde, wie viel schwerer sie es als Frau in ihrem Beruf habe.

Aber dann kam alles anders.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News